„Unerträgliches
Leid: Ethische und theologische Aspekte“
Dass
ein Mensch, der leidet, Anspruch auf Hilfe hat, ist gerade für
Ärztinnen und Ärzte selbstverständlich. Wie weit diese Hilfe
allerdings reicht, und ob schon der subjektive Eindruck von Leid
ausreicht, oder ob es nicht objektiv nachvollziehbare Anhaltspunkte
für das Leiden eines anderen geben muss, damit wir zur Hilfe verpflichtet
sind, ist dagegen alles andere als klar. Vielmehr drehen sich
zahlreiche gegenwärtige Diskussionen in der Medizinethik (und nicht
nur dort) um genau diese Frage: Kann das Leiden eines Menschen andere
dazu verpflichten der sie zumindest dazu berechtigen, bei der
Selbsttötung zu helfen – und wenn ja: für welche Leiden gilt
dies? In welchem Maße berechtigt das angenommene Leiden eines
zukünftigen, noch nicht geborenen Kindes, zum Einsatz entweder
selektiver Maßnahmen wie der Präimplantations-diagnostik oder aber zum Schwangerschaftsabbruch? In Frage steht dabei auch immer, von was für einer Art von Leiden
die Rede ist: Es macht
offenbar einen Unterschied, ob das Leiden des anderen offensichtlich
und für alle nachvollziehbar ist – wie z.B. i.d.R. somatisches
Schmerzerleben – oder ob dies nicht der Fall ist – wie z.B.
häufig bei psychosomatisch bedingtem Schmerz oder anderen
psychischen Leidenszuständen. Der Vortrag wird darum den Begriff des
Leidens und das Verhältnis von Leid und Hilfeleistungspflichten
diskutieren, und insbesondere auf die ethische Problematik des
Verhältnisses von subjektivem Leiderleben und Nahvollziehbarkeit des
Leidens für andere eingehen. Dabei ist auch auf die einflussreiche
Geschichte religiöser Leidensdeutungen und ihrer ethischen
Problematik einzugehen.
Referent:
PD Dr. theol. Michael Coors ist Theologischer Referent am Zentrum für vGesundheitsethik (ZfG) an der Evangelischen Akademie Loccum in Hannover, Pastor der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und Privatdozent an der Theologischen Fakultät der Universität Greifswald. Er studierte evangelische Theologie und Philosophie in Bonn, Tübingen und Durham (England) und hat an der Universität Greifswald im Fachbereich Systematische Theologie promoviert und habilitiert. Ab dem 1. August 2019 übernimmt er die Professur für
Theologische Ethik und die Leitung des Instituts für Sozialethik an der Universität Zürich. Zu seinen Forschungsschwerpunkt gehören insbesondere Fragen der Ethik am Lebensende, der Anthropologie und Ethik des Alterns, sowie ethische Fragen im Umgang mit kultureller Diversität. Am ZfG leitet er ein Projekt zur „Moralischen Signifikanz der Verletzlichkeit des Menschen“.
Termin: 29.05.2019 19 Uhr st
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich
Ort: Leibnizhaus Hannover, Leibnizsaal
Holzmarkt 5, 30159 Hannover
Parkplätze sind hinter der Markthalle, in den umliegenden Parkhäusern, in der Culemannstraße oder am Neuen Rathaus, Friedrichswall zu finden.
Anschließend gemütliches Beisammensein mit Imbiß
Die Veranstaltung wird durch die Ärztekammer Niedersachsen zur Weiterbildung in der Psychosomatischen Grundversorgung sowie für die Zusatztitel „Psychotherapie“ und „Psychoanalyse“ anerkannt, Fortbildungspunkten sind beantragt.
Studentenbeitrag: 10,- Euro
Hörerbeitrag für Nichtmitglieder: 20,- Euro
Der Zugang ist barrierefrei.
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