Anders sein macht krank?
Psychoanalyse
und die davon abgeleiteten Verfahren beruhen auf dem Gedankengut des
christlich-jüdischen Humanismus, vor allem auf dem der Aufklärer.
Das Ziel von „Freiheit, Gleichheit,Brüderlichkeit“ ist die
Befreiung des Menschen von Bevormundung jeglicher Art. Jeder ist
anders, keine zwei Menschen sind gleich, zugleich ist jeder
kontextuell eingebettet in seine Familie und Bezugsgruppe. Jeder muss
kooperieren, allein kann niemand überleben, ist immer Teil von
Beziehungen. Aber dem Individuum steht zu allen Zeiten die Mehrheit
der Anderen, der Wortführer der herrschenden Gruppen gegenüber.
Gruppen nivellieren sich selbst auf einem mittleren Niveau,
„Ausreißer nach unten“ werden mit vielen Förderprogrammen
inkludiert, das Niveau der Gruppe für sie gesenkt. Alle sollen sich
dazugehörig fühlen. Aber was geschieht mit denen, die „nach oben“
ausreißen, den Stillen, Schnellen, Kreativen, besonders oder
hochbegabten Querdenkern?Abweichende Sichten, die womöglich die
ganze Richtung in Frage stellen, sind unerwünscht, werden als
„elitär“, „abwegig“ zurückgewiesen, zunehmend auch als
paranoid oder phobisch diskreditiert. Von ihnen erwartet man, genau
das zu lassen, was sie in ihrem eigentlichen Wesen ausmacht. Sie
sollen sich fügen und mitmachen, sie sollen nicht auffallen. Aber
jeder wird krank, dessen/deren Würde ständig missachtet wird und es
kein Verständnis für die aufgestaute Empörung gibt. Anpassung bis
zur Aufgabe des eigenen Selbst führt zu Fassaden- und
Als-ob-Persönlichkeiten. Dahinter verbergen sich abgründige Ängste,
Selbstunsicherheit und Verzweiflung, die als Depressionen,
somatoforme Beschwerden, Anorexie, Schmerzzuständen und viele
Krankheiten mehr imponieren, genauso aber auch zu dissozialen durch
ihre Wut und Verzweiflung radikalisierte Persönlichkeitsentwicklungen
führen können. Welche Notwendigkeiten tun sich auf, welche
Möglichkeiten stehen zur Verfügung?
Referent:
Herr Dr. med. Wolfgang Kämmerer, ist Facharzt für Innere Medizin, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Psychoanalytiker. Er war lange tätig an der Abt. Innere Medizin II - Schwerpunkt Allgemeine klinische und psychosomatische Medizin – der Medizinischen Klinik der Universität Heidelberg unter der Leitung von Paul Christian und Peter Hahn. 1984 Aufbau und bis 2013 Leitung der Klinik für Psychosomatische Medizin im Krankenhaus der Henriettenstiftung Hannover. Dort intensive klinische und wissenschaftliche Beschäftigung mit der fokalen Psychotherapie. Vielfache Lehrtätigkeit, u.a. als Lehrbeauftragter der MHH. Veröffentlichungen zu vielen Gebieten klinischer Psychosomatik, zu methodischen Problemen der Diagnostik und zur Therapie.
Termin: 26.02.2020, 19 Uhr ct
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich
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Ort: Leibnizhaus Hannover, Leibnizsaal
Holzmarkt 5, 30159 Hannover
Parkplätze sind hinter der Markthalle, in den umliegenden Parkhäusern, in der Culemannstraße oder am Neuen Rathaus, Friedrichswall zu finden.
Anschließend gemütliches Beisammensein mit Imbiß
Die Veranstaltung wird durch die Ärztekammer Niedersachsen zur Weiterbildung in der Psychosomatischen Grundversorgung sowie für die Zusatztitel „Psychotherapie“ und „Psychoanalyse“ anerkannt und mit 3 Fortbildungspunkten zertifiziert.
Studenten- und Rentnerbeitrag: 10,- Euro
Hörerbeitrag für Nichtmitglieder: 20,- Euro
Der Zugang ist barrierefrei.
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