Hannich: Krankheit als Grenzsituation

HAPP-Veranstaltung Nr. 200 – Mittwoch, 27. Mai 2015

Krankheit als Grenzsituation

Im Vortrag geht es zuerst darum, Krankheit als umfassendes personales Geschehen zu begreifen. In der Medizin ist die Idee der Einheit von Subjekt und Objekt zwar theoretisch vorhanden; aber die technischen Entwicklungen stellen den objektiven Körper in oft faszinierenden Aspekten in den Vordergrund, so dass die psychologische Dimension des Subjekts vernachlässigbar erscheint. Das vorherrschende Denkbild vom Wesen des Körpers ist ein technisches, das resultierende Behandlungsinteresse ein zweckrationales. Dieser Vereinseitigung des Denkens über den Körper werden andere, aus verstehenden Erkenntnisansätzen abgeleitete Denkbilder gegenübergestellt. Die Unterschiede werden beispielhaft an anatomischen Darstellungen illustriert, künstlerisch u.a. von Leonardo da Vinci. Danach wird aufbauend auf den phänomenologisch-verstehenden Denkkonzeptionen zum Körper die Grenzsituation im Sinne Karl Jaspers' thematisiert, in die Menschen durch die Erfahrung von Krankheit eintreten. Sie kann sowohl den Betroffenen wie den Arzt/Therapeuten an eine Verstehensgrenze führen. Auch dieser ist zur Auseinandersetzung mit dem Fremdartigen und Unverfügbaren aufgefordert, das sich in der Grenzsituation offenbart; was an einem Beispiel exemplarisch gezeigt wird.




Referent: Prof. Dr. med. Hans-Joachim Hannich 
geb. 1952, studierte Psychologie und Medizin in Münster und begann dort 1977 seine wissenschaftliche Laufbahn. 1987 Professur für Klinische Psychologie und Psychosomatik, 1990 Geschäftsführender Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie. 1994 Berufung als Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie der Universität Greifswald. Dort seitdem in vielen deutschen und internationalen akademischen und wissenschaftlichen Positionen tätig, ua. auch als Gastprofessor für Medizinische Psychologie an der Medizinischen Hochschule Graz. Er ist Psychoanalytiker (DGIP) und Lehranalytiker (DGPT). Seine Forschungsschwerpunkte sind u.a. Psychosomatik der Intensivmedizin, kulturelle und psychologische Aspekte von Schmerz, Psychotraumatologie, Psychotherapeutische Versorgungsforschung.

Literaturhinweise:
- Arztsein in Grenzsituationen und die Verantwortung des Mediziners (Uni Oldenburg, PDF)
- „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann“ – Facetten der Medizinischen Psychologie in Greifswald (WIESMANN, ULRICH; ALTENSTEIN, CHRISTINE; HANNÖVER, WOLFGANG; PLÖTZ, ULRIKE; RIEDEL, JEANNETTE (HRSG.), ISBN 978-3-89967-794-2 , Psychologie aktuell)

Termin: Mittwoch, den 27. Mai 2015, 19:00 Uhr ct
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. 

Ort: Leibnizhaus Hannover, Leibnizsaal 
Holzmarkt 5, 30159 Hannover 
Parkplätze sind hinter der Markthalle, in den umliegenden Parkhäusern, in der Culemannstraße oder am Neuen Rathaus, Friedrichswall zu finden.

Anschließend gemütliches Beisammensein mit Imbiß 

Die Veranstaltung wird durch die Ärztekammer Niedersachsen zur Weiterbildung in der psychosomatischen Grundversorgung sowie für die Zusatztitel „Psychotherapie“ und „Psychoanalyse“ anerkannt. 

Studentenbeitrag: 10,- Euro 

Hörerbeitrag für Nichtmitglieder: 20,- Euro 

Achtung! An alle Mitglieder!
Vorher findet an gleichem Ort 
um 17 Uhr 
eine außerordentliche Mitgliederversammlung statt.
Es wird vor allem um die Verabschiedung einer notwendigen Satzungsänderung gehen, um für den HAPP den Status »gemeinnützig« erhalten zu können.