HAPP Veranstaltung Nr. 229, Mittwoch 26.02.2020

Anders sein macht krank?

Psychoanalyse und die davon abgeleiteten Verfahren beruhen auf dem Gedankengut des christlich-jüdischen Humanismus, vor allem auf dem der Aufklärer. Das Ziel von „Freiheit, Gleichheit,Brüderlichkeit“ ist die Befreiung des Menschen von Bevormundung jeglicher Art. Jeder ist anders, keine zwei Menschen sind gleich, zugleich ist jeder kontextuell eingebettet in seine Familie und Bezugsgruppe. Jeder muss kooperieren, allein kann niemand überleben, ist immer Teil von Beziehungen. Aber dem Individuum steht zu allen Zeiten die Mehrheit der Anderen, der Wortführer der herrschenden Gruppen gegenüber. Gruppen nivellieren sich selbst auf einem mittleren Niveau, „Ausreißer nach unten“ werden mit vielen Förderprogrammen inkludiert, das Niveau der Gruppe für sie gesenkt. Alle sollen sich dazugehörig fühlen. Aber was geschieht mit denen, die „nach oben“ ausreißen, den Stillen, Schnellen, Kreativen, besonders oder hochbegabten Querdenkern?Abweichende Sichten, die womöglich die ganze Richtung in Frage stellen, sind unerwünscht, werden als „elitär“, „abwegig“ zurückgewiesen, zunehmend auch als paranoid oder phobisch diskreditiert. Von ihnen erwartet man, genau das zu lassen, was sie in ihrem eigentlichen Wesen ausmacht. Sie sollen sich fügen und mitmachen, sie sollen nicht auffallen. Aber jeder wird krank, dessen/deren Würde ständig missachtet wird und es kein Verständnis für die aufgestaute Empörung gibt. Anpassung bis zur Aufgabe des eigenen Selbst führt zu Fassaden- und Als-ob-Persönlichkeiten. Dahinter verbergen sich abgründige Ängste, Selbstunsicherheit und Verzweiflung, die als Depressionen, somatoforme Beschwerden, Anorexie, Schmerzzuständen und viele Krankheiten mehr imponieren, genauso aber auch zu dissozialen durch ihre Wut und Verzweiflung radikalisierte Persönlichkeitsentwicklungen führen können. Welche Notwendigkeiten tun sich auf, welche Möglichkeiten stehen zur Verfügung? 

Referent:
Herr Dr. med. Wolfgang Kämmererist Facharzt für Innere Medizin, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Psychoanalytiker. Er war lange tätig an der Abt. Innere Medizin II - Schwerpunkt Allgemeine klinische und psychosomatische Medizin – der Medizinischen Klinik der Universität Heidelberg unter der Leitung von Paul Christian und Peter Hahn. 1984 Aufbau und bis 2013 Leitung der Klinik für Psychosomatische Medizin im Krankenhaus der Henriettenstiftung Hannover. Dort intensive klinische und wissenschaftliche Beschäftigung mit der fokalen Psychotherapie. Vielfache Lehrtätigkeit, u.a. als Lehrbeauftragter der MHH. Veröffentlichungen zu vielen Gebieten klinischer Psychosomatik, zu methodischen Problemen der Diagnostik und zur Therapie.

Termin: 26.02.2020, 19 Uhr ct
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich

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Ort: Leibnizhaus Hannover, Leibnizsaal
Holzmarkt 5, 30159 Hannover

Parkplätze sind hinter der Markthalle, in den umliegenden Parkhäusern, in der Culemannstraße oder am Neuen Rathaus, Friedrichswall zu finden.
Anschließend gemütliches Beisammensein mit Imbiß

Die Veranstaltung wird durch die Ärztekammer Niedersachsen zur Weiterbildung in der Psychosomatischen Grundversorgung sowie für die Zusatztitel „Psychotherapie“ und „Psychoanalyse“ anerkannt und mit 3 Fortbildungspunkten zertifiziert.

Studenten- und Rentnerbeitrag: 10,- Euro
Hörerbeitrag für Nichtmitglieder: 20,- Euro

Der Zugang ist barrierefrei.
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