HAPP Veranstaltung Nr. 224, Mittwoch, 29.05.2019


Unerträgliches Leid: Ethische und theologische Aspekte“
Dass ein Mensch, der leidet, Anspruch auf Hilfe hat, ist gerade für Ärztinnen und Ärzte selbstverständlich. Wie weit diese Hilfe allerdings reicht, und ob schon der subjektive Eindruck von Leid ausreicht, oder ob es nicht objektiv nachvollziehbare Anhaltspunkte für das Leiden eines anderen geben muss, damit wir zur Hilfe verpflichtet sind, ist dagegen alles andere als klar. Vielmehr drehen sich zahlreiche gegenwärtige Diskussionen in der Medizinethik (und nicht nur dort) um genau diese Frage: Kann das Leiden eines Menschen andere dazu verpflichten der sie zumindest dazu berechtigen, bei der Selbsttötung zu helfen – und wenn ja: für welche Leiden gilt dies? In welchem Maße berechtigt das angenommene Leiden eines zukünftigen, noch nicht geborenen Kindes, zum Einsatz entweder selektiver Maßnahmen wie der Präimplantations-diagnostik oder aber  zum Schwangerschaftsabbruch?  In Frage steht dabei auch immer, von was für einer Art von Leiden die Rede ist: Es macht offenbar einen Unterschied, ob das Leiden des anderen offensichtlich und für alle nachvollziehbar ist – wie z.B. i.d.R. somatisches Schmerzerleben – oder ob dies nicht der Fall ist – wie z.B. häufig bei psychosomatisch bedingtem Schmerz oder anderen psychischen Leidenszuständen. Der Vortrag wird darum den Begriff des Leidens und das Verhältnis von Leid und Hilfeleistungspflichten diskutieren, und insbesondere auf die ethische Problematik des Verhältnisses von subjektivem Leiderleben und Nahvollziehbarkeit des Leidens für andere eingehen. Dabei ist auch auf die einflussreiche Geschichte religiöser Leidensdeutungen und ihrer ethischen Problematik einzugehen.

Referent:

PD Dr. theol. Michael Coors ist Theologischer Referent am Zentrum für vGesundheitsethik (ZfG) an der Evangelischen Akademie Loccum in Hannover, Pastor der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und Privatdozent an der Theologischen Fakultät der Universität Greifswald. Er studierte evangelische Theologie und Philosophie in Bonn, Tübingen und Durham (England) und hat an der Universität Greifswald im Fachbereich Systematische Theologie promoviert und habilitiert. Ab dem 1. August 2019 übernimmt er die Professur für
Theologische Ethik und die Leitung des Instituts für Sozialethik an der Universität Zürich. Zu seinen Forschungsschwerpunkt gehören insbesondere Fragen der Ethik am Lebensende, der Anthropologie und Ethik des Alterns, sowie ethische Fragen im Umgang mit kultureller Diversität. Am ZfG leitet er ein Projekt zur „Moralischen Signifikanz der Verletzlichkeit des Menschen“.

Termin: 29.05.2019  19 Uhr st
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich
Ort: Leibnizhaus Hannover, Leibnizsaal

Holzmarkt 5, 30159 Hannover

Parkplätze sind hinter der Markthalle, in den umliegenden Parkhäusern, in der Culemannstraße oder am Neuen Rathaus, Friedrichswall zu finden.
Anschließend gemütliches Beisammensein mit Imbiß


Die Veranstaltung wird durch die Ärztekammer Niedersachsen zur Weiterbildung in der Psychosomatischen Grundversorgung sowie für die Zusatztitel „Psychotherapie“ und „Psychoanalyse“ anerkannt, Fortbildungspunkten sind beantragt.


Studentenbeitrag: 10,- Euro
Hörerbeitrag für Nichtmitglieder: 20,- Euro


Der Zugang ist barrierefrei.
Bitte denken Sie an Ihren Barcode